1. Bürgereise: Juni 2001
Isfahan: Eine Reise in die Partnerstadt. Ein Tagebuch.
Sieben Tage verbrachte eine Reisegruppe aus Freiburg in Isfahan, der jüngsten Partnerstadt Freiburgs. Diese erste Bürgerreise war von Susan und Stefan Pflaum in Zusammenarbeit mit den Rathäusern der Partnerstädte vorbereitet worden. Sieben Tage lang standen den Freiburger Bürgern und Bürgerinnen - darunter Geschäftsleute, Schuldirektoren- und Rektorinnen, der Leiter des Goethe-Instituts, Ingenieure, Architekten, Hausfrauen, Pensionäre - ein Bus mit Chauffeur, Reiseführer und Begleitpersonal vom Isfahaner Rathaus zur Verfügung. In Isfahan geführte Gespräche zwischen Freiburger und Isfahaner Bürgern sollen weitergeführt und weitere Verbindungen hergestellt werden.
1.Tag. Wir werden von einem Vertreter des Rathauses vom Flughafen abgeholt und zum Hotel Abbasi, einer ehemaligen Karawanserei, gebracht. Die Abende im Hotelgarten mit Springbrunnen, Rosenhecken und Teehaus lassen einen vergessen, dass das Hotel im Zentrum einer 1,5-Millionen-Stadt liegt, in einem Land, das bei uns überwiegend wegen Verhaftungen, Zensur und religiösem Fundamentalismus im Gerede ist, dessen Bürger, so unser Eindruck, in den letzten Tagen vor den Wahlen nur sehr verhalten Hoffnung auf eine freiere Zukunft äußern, sich aber auch oft nur verbittert oder resigniert in ihr Schicksal fügen und ihre ganze Kraft darauf verwenden, den schweren Alltag möglichst unbeschadet zu überstehen. Darüber dürfen wir nicht hinwegsehen, auch wenn uns die Isfahaner Bürger mit ihrer Offenheit, Lebendigkeit, Freundlichkeit, Herzlichkeit und Wärme die Tage in ihrer Stadt so angenehm und schön wie möglich erleben lassen möchten. Wir stellen aber auch fest, dass wir lernen müssen, unser europäisches Selbstverständnis, unseren Erfahrungshorizont zu hinterfragen, um den Zugang zu dem, was wir hier als uns fremd erleben, überhaupt erst möglich zu machen.
2.Tag. Wir besuchen den früheren Schah-, den heutigen Imam-Platz, der mit Proportion, Linien, Farben und Dekor zu den schönsten Plätzen der Welt zählt. Dies gilt auch für die beiden Moscheen am Platz. Schah Abbas I ließ Anfang des 17.Jahrhunderts in der Zeit der Safawiden dies alles erbauen. Nach einem Besuch im Kunstbazar werden wir in ein Gästehaus der Stadt Isfahan gefahren, wo wir in einem Gartenpark ein Konzert mit traditioneller persischer Musik hören und danach zu einem persischen Abendessen eingeladen sind. Wir sprechen mit anderen Gästen und unterhalten uns mit verschiedenen Vertretern der Stadt Isfahan.
3.Tag. Wir besuchen die berühmten Parkanlagen Isfahans mit ihren Palästen, die man nach und nach wieder restauriert. Dabei versucht man auch, in der Zeit der Revolution zugefügte Beschädigungen rückgängig zu machen. Man bemerkt die seit zwei Jahren gewandelte Einstellung zur Geschichte Irans, auch zu der vor der Eroberung Persiens durch den Islam. In der riesigen Freitagsmoschee wird uns die geschichtliche Bedeutung und Größe der Stadt bewusst. Viele Dynastien ließen hier bauen. Die Nordkuppel der Moschee gilt als Meisterwerk der mittelalterlichen Architektur Persiens. Hier in Isfahan entstand auch die Verbindung von vier Iwanen (Eingangstoren) und einem Kuppelsaal, die den Standardtypus der Moscheen in ganz Iran darstellen sollte. Wir bewundern Gewölbe, Minarette, Säulen, Fließendekors, Stuckreliefs, Arabesken und Schriften. Wir lassen uns erzählen von Dichtern, Wissenschaftlern und Philosophen, die das Denken der Welt verändert haben. Wie viel sympathischer Stolz auf eine bei uns doch größtenteils unbekannte mehr als zweitausendjährige Geschichte! Nach der Besichtigung eines Mausoleums und der Besteigung eines alten Taubenturms fahren wir zu der weltberühmten 33-Bogen-Brücke und der Khaju-Brücke, die sich beide über den zur Zeit völlig ausgetrockneten Zayande-rud, den "lebensspendenden Fluss" spannen. Wie ein Zynismus wirkt der Name jetzt. Unter einem Brückenbogen rezitiert ein alter Mann in monotonem Singsang persische Geschichten. Auf der Brücke trägt uns ein iranischer Student sein selbstverfasstes deutsches Gedicht vor.
4.Tag. Im Isfahaner Stadteil Jolfa betreten wir die armenische Vank-Kathedrale und gehen anschließend durch das armenische Museum, das die Geschichte der Armenier dokumentiert. Seit Schah Abbas leben Armenier hier in einem eigenen Stadtteil. Allerdings hat sich ihr Anteil in den letzten Jahren erheblich verringert. Auch Perser jüdischen Glaubens und Anhänger der vorislamischen Zarathustrareligion wohnen hier. In einem zarathustrischen Tempel liest uns eine Frau aus einer alten Schrift in mittelpersischer Sprache vor. Wir sehen danach eine von der Partnerstadt Barcelona ausgerichtete Kunstausstellung. Es folgen die Schüttelminarette, ein zarathustrischer Feuertempel und die Rückfahrt durch weite Parkanlagen am Fluss, wo den Partnerstädten, auch Freiburg, ein großes Gelände gewidmet werden soll. Abends lernen wir in einem zurchane, einem traditionellen persischen Kraftsportzentrum, die uralte Tradition des bastani kennen. Ein Trommelspieler stimmt die Männer in rhythmische Bewegungen ein, rezitiert dabei Verse aus dem persischen Epos Schahname von Ferdousi und die Sportler skandieren Grüße an den Propheten Muhammad und seine Familie. Die starken Männer geben ihr Bestes für uns, wünschen uns ein langes Leben und gute Rückreise.
5.Tag. Jeder von uns schlendert auf eigene Faust durch den kilometerlangen Isfahaner Bazar. Die Partnerschaft mit Freiburg ist hier jedem bekannt und wird stolz und freudig begrüßt. Wir treffen uns mit einer Delegation von Isfahaner Umweltgruppen. Der ausgetrocknete Fluss und die dadurch bedrohten Tierarten, hunderte von Dörfern, denen die Lebensgrundlage entzogen ist und die durch die Austrocknung bevorstehende Zerstörung der berühmten Brücken sind neben Bausünden, Verkehr, Bevölkerungswachstum, Luft- und Wasserverschmutzung die Hauptthemen. Wir sind erstaunt, mit welcher Direktheit die weiblichen Vertreterinnen der Umweltorganisation gegenüber den anwesenden Vertretern der Stadt ihre Vorwürfe artikulieren. "Helft uns Isfahan retten" bitten sie uns, und wir versprechen, ihnen Material und Hilfe zukommen zu lassen.
6.Tag. Wir fahren in das 2500m hoch gelegene persische Bergdorf Abyane und lernen unterwegs Wüsten und Oasen kennen. Wir bewundern den Umgang der Menschen hier mit dem kostbaren Gut Wasser.
7.Tag. Die Stadt Isfahan stellt uns in einer Ausstellung die Zukunftsprojekte Isfahans vor. Oberbürgermeister Javadi dankt uns für den Besuch und hofft, dass bald konkrete Ergebnisse der Partnerschaft sichtbar werden. Uns ist klar, dass unsere Gruppe hier eine Vorreiterrolle spielt, und auf der Fahrt zum Flughafen sprechen wir über konkrete Möglichkeiten
Bilder dieser Reise (von Herrn Pflaum):
1. Chai Khaneh:
2. Chai Khaneh:
3. NN: |
4. Tür: |
5. Imam-Platz (Nagsh Jahan): |
6. Imam Moschee: |
7. Die Jame Moschee:
8. Die Jame Moschee: |
9. Die Jame Moschee: |
10. Shaikh Lotfollah Moschee:
11. Shaikh Lotfollah Moschee: |
12. Shaikh Lotfollah Moschee: |
13. Vank Kirche: |
14. Ali-Qapu Palast: |
15. Die Khaju Brücke: |
16. Dreiunddreißig Bogen Brücke: |
17. Die alte Brücke:
18. Gärtner in der Umgebung von Isfahan:
19. Die Teilnehmer: