Reisebericht der 10. Bürgerreise Freiburg-Isfahan vom 25.10. - 04.11.2006
Reiseleitung: Bernhard Vogt
Alles ist anders, als unsere mitgebrachte Vorstellung.
Wir werden freundlich in Teheran empfangen, Bus vor dem Flugplatz. Das Hotel Laleh kommt uns wohl allen fürstlich vor mit hellem Glitzerlicht und Kofferträgern.
In Shiraz kommen wir der Bevölkerung näher, alle sind freundlich: "You are welcome", vor allem die jungen Mädchen suchen Kontakt mit ihrem erlernten Englisch, aber auch Ältere haben es ihnen gleichgetan. "Wo kommt Ihr her? Was denkt Ihr über uns?", Fragen über Fragen.
Wir haben einen exzellenten iranischen Reiseführer, der uns die uralte persische Geschichte samt seiner Herrscher und Dichter nahe bringt.
So erleben wir Zarathustra, Darius, Xerxes und Persepolis. Die Lehre Zarathustras war die erste monotheistische Religion und wird seit den Achämeniden (559-330 v. Chr.) in Iran bis heute praktiziert. Das Sinnbild zeigt sich an vielen Orten in Form der geflügelten Gottheit Ahura Mazda. Er verkörpert das Gute und das Licht, das es mit der Reinheit des Sagens, Handelns und Denkens durch rechtes Reden und rechte Taten zu schulen gilt. Alexander der Große zerstört die prachtvolle achämenidische Residenz Persepolis.
An den Alabaster-Sarkophagen von Hafiz und Saadi, den großen Dichtern des 13. und 14. Jahrhunderts, pilgern unaufhörlich Menschen vorbei. Sie legen ihre Hände an den Schrein um zu beten, zu rezitieren und mit ihnen Verbindung aufzunehmen.
Am Abend sind wir zu Gast in einem großen Zelt der Bakhtiarennomaden. Breite teppichbedeckte Sitzbänke laden ein. Ein Tuch wird in der Mitte ausgebreitet und alle bekommen frischen Joghurt, Tomaten, Gurken und Salat, dazu frisch gebackenes Fladenbrot mit Geflügel- und Lammkebap. Als Getränk gibt es Joghurt oder Wasser, dann Tee. Musiker spielen traditionelle persische Stammesmusik.
Höhepunkt ist die Oasenstadt Isfahan. Das Hotel Abbasi, ein Traum. Die Wände und Decken fürstlich bemalt, hölzerne Geländer schwingen durch 3 Stockwerke.
Die Stadt hat 2 Mio. Einwohner. Die Menschen sind diszipliniert, höflich, freundlich. Autoverkehr, Lärm, auch der größte Knoten der in alle Richtungen strömenden Menschen und Autos entflechtet sich ohne Aufhebens.
Zum Frühstück gibt es Melonen, Datteln und Trauben, viele Sorten Brot, Cay (Tee), das Nationalgetränk und als Entgegenkommen für die Europäer auch Kaffee.
Der Gang auf den großen Meydanplatz (Welt-Kulturerbe) weckt die Lust auf mehr.
Königspaläste und Königsmoscheen (16./17. Jh.) prangen in Formen und Farben. Die Moscheen sollen das Blau des Himmels einfangen. Es gibt Räume zur Lehre und zum Gebet. Im Innern trifft man auf den Mihrab, die Gebetsnische in der nach Mekka ausgerichteten Qibla-Wand, die dem Gläubigen die Gebetsrichtung angibt, das Tor zum Paradies. In einer Vertiefung steht der Mullah tiefer als die Menschen, zeigend, dass nur den Demütigen erlaubt ist, sich der jenseitigen Pforte zu nähern, auf die sich jeder selber vorbereiten muss.
Die großartige Imammoschee erstaunt mit vielfältiger Bau- und Keramikkunst. Die Kuppel steht wie überall über einem Quadrat, das steigend durch vielfältige Formen zum Kreis wird, der die Kuppel trägt. In der Mitte des Bodens unter der Kuppel haben die Baumeister ein kleines Quadrat eingelegt, von wo aus durch Händeklatschen ein siebenfaches Echo erzeugt wird, das dann mit zunehmender Entfernung abklingt - 6, 5, 4, 3, 2 ,1 - nach der Lehre der 7 Sphären zwischen der Erde und dem Himmel, die der Geist durchschreiten soll. Im Innern der Moscheeanlage liegen ein großer Hof mit Brunnen für die Waschungen vor dem Gebet und ein Block mit dem Grundriss der Kaaba in Mekka, damit die Menschen den Pilgerweg üben können.
Die Stadt Isfahan ist eine Oase. Der 300 Km lange Zayandehrud-Fluss versorgt sie mit Wasser, das später in der Wüste versickert. Sieben alte Brücken sind da, eine gar aus dem 4. Jh. n. Chr. Die schönste, die Khadju-Brücke, hat Pavillonbauten und größere und kleinere Bögen, die musikalische Intervalle darstellen. Die zweitschönste, die 33-Bogen-Brücke, zeigt mit ihren 33 Bögen die Lebensjahre Jesu. Den Zayandehrud begleiten Parks mit Bäumen und Blumen. Auf den Rasenflächen lassen sich Familien mit Gaskocher und Teekanne zum Picknick nieder.
Die beiden Gartenpaläste Chehel Sotun und Hasht Behesht, mit Springbrunnen und Wasserläufen, sind repräsentative Empfangsgebäude und ein unabdingbares Muss.
Im armenische Viertel beeindruckt die Vankkirche mit großem Hof und das Museum.
Zoroastrische, jüdische und christliche Symbole zieren Säulen in der alten, seldschukischen Freitagsmoschee, die noch viele Teile aus der Bauzeit des 11. Jhs. aufweist. In enger Verbindung mit dieser Moschee befindet sich der Bazar. Ganze Familien hämmern, sägen, kleben und malen in den Werkstätten. Reich ist das Angebot unter den spitzbogenförmigen Gewölben. Immer wieder will man schauen.
Wir werden im Park bei Tee sehr herzlich willkommen geheißen und zu einem üppigen Mittagessen ins Gästehaus der Stadt eingeladen. Danach tauschen beide Seiten Gastgeschenke aus. Die Gäste bekommen handbedruckte Tischdecken und eine DVD über Isfahan. Die Gastgeber erhalten Geschenke, die alle Reiseteilnehmer mitbrachten und zuvor zusammenstellten. Dem Empfang voraus gegangen war eine von der Stadt angebotene ausführliche Besichtigungstour in und um Isfahan.
Beim einem bekannten und deutsch sprechenden Chirurgen sind wir gleich zweimal eingeladen, nachmittags zum Tee und abends zum Hauskonzert. Der Empfang ist herzlich. Im Haus ist es gediegen, ohne jeglichen Pomp. Tee und Obst stehen bereit, wie auch süße Leckereien. So erleben wir nicht nur die Straße. Zum Hauskonzert kommen abends fünf Musiker dazu. Sie spielen und singen traditionelle klassische Musik. Dabei zeigt sich, dass unser Reiseführer nicht nur ein guter Rezitator, sondern auch ein guter Interpret ist. Obwohl am nächsten Morgen der Bus früh zur Abfahrt bereit steht, geht die fröhliche Runde erst nachts um halb ein Uhr auseinander.
Die Strecke Isfahan-Teheran legen wir im Bus zurück, um die karge Landschaft zu erfahren. In Kashan halten wir zum Besuch von Herrschaftshäusern. Der Handel mit Teppichen, Samtgeweben, Kacheln und Rosenöl brachten der Stadt einst Wohlstand. Der letzte Halt ist in der heiligen Stadt Qom. Im Audienzsaal eines Ayatollahs sind wir zu Gast. Er, eine sehr sympathische, ruhige Erscheinung, lädt uns zum Sitzen ein und wir können Fragen stellen, die uns bewegen, angefangen von Frauenrechten bis hin zu großer Politik. Es entsteht eine bewegte Diskussion.
Die Turbulenzen der 12 Millionenstadt Teheran nehmen uns die Orientträume aus Tausendundeiner Nacht. Doch der Besuch im National Museum trägt uns wieder an so berühmte Orte wie Persepolis, Shiraz oder Isfahan. Im Teppichmuseum bestaunen wir die wunderbaren farbenprächtigen Werke der besten Exponate der Teppichkunst aus Wolle und Seide seit dem 16. Jh. und die große Vielfalt der Muster.
Amrei Helene Haeussler, Freiburg